Die Geologie |
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Die Tonschiefer sind fast allgegenwärtig im Frankenwald. Als Hausverkleidung prägen sie das Bild wie hier um die Mantelburg in Lauenstein. |
Die Entwicklung des Frankenwaldes, einem der ältesten Mittelgebirge Bayerns, führt von der Tiefsee über ein Hochgebirge bis hin zum heutigen Mittelgebirge.
vor 510 Mio Jahren | Älteste Ablagerungen auf dem Grund des Kambrischen Meeres | |
200 Mio Jahre lang | Weitere Meeresablagerungen, mit Vulkanismus, Entstehung der Diabase, Grauwacken und charakteristischer Tonschiefer in den erdgeschichtlichen Perioden Ordovizium, Silur, Devon und Karbon | |
vor 320 Mio Jahren | In der jüngeren Karbonzeit Abschluss der Meeresablagerungen,Faltung und Schieferung der Gesteine, Hebung des Gebietes zum Hochgebirge und sofortige Abtragung | |
vor 290 Mio Jahren | Bereits in der Permzeit Abtragung des ehemaligen Gebirges - Absenkung und Überdeckung mit weiteren Ablagerungen | |
150 Mio Jahre lang | Rotliegendes, Zechstein, Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper, Jura | |
vor 145 Mio Jahren bis heute |
Seit dem Ende der Jurazeit Hebungsphase - Abtragung der jüngeren Ablagerungen mit Freilegung des Schiefergebirges |
Die Besiedlung |
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Die Ortschaft Brennersgrün am Rennsteig liegt auf 700 Meter ü. NN |
Das rauhe Klima, die ausgedehnten Wälder und auch die für landwirtschaftliche Nutzung wenig ertragreichen Böden sorgten für eine vergleichsweise späte Besiedlung des Frankenwaldes.
800 v. Chr. | Wehranlagen und Bronzefunde aus der Urnenfelderzeit am Rand des Frankenwaldes | |
vor 100 n. Chr. | Ausbreitung der Slawen im Frankenwald | |
nach 100 n. Chr. | Besiedelung des Frankenwaldes vom Bistum Bamberg aus nach 1000 n. Chr.und der umliegenden Adelsgeschlechter, dem Zisterzienserkloster Langheim und dem Kloster Saalfeld | |
bis 1400 n. Chr. | Erschließung des "Nortwaldes", wie der Frankenwald bis ins 15. Jahrhundert hieß, bis an den Rennsteig |
Die Rodungsinseln |
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Die ersten Ortschaften wurden in Senken auf den Höhenrücken des Frankenwaldes angelegt. Hier sind sie vor dem Wind geschützt und Wasser steht zur Verfügung. |
Waldfreie, gerodet Gebiete entstanden zunächst auf den für den Ackerbau geeigneten Höhenrücken in Form von Anger- oder Rundangerdörfern. Typisch für diese Siedlungsform ist die giebelständige Reihung der Häuser zum zentralen Dorfplatz mit den dahinter beginnenden Flurgelängen.
Die intensivere Landwirtschaft in Form von Ackernutzung war fast ausschließlich auf die siedlungsnahen Bereiche begrenzt. Traditionell wurde bis ins 19. Jahrhundert eine Dreifelder-Wirtschaft mit ausgedehntem Brachestadium betrieben. Diese Brachen boten in Verbindung mit den Äckern einen wertvollen Lebensraum für viele Lebewesen.
Wiesen zur Heugewinnung und Weiden legte man auf den flachgründigen Böden, die schwer zu beackern waren, und in feuchten, quellenreichen Hangmulden an. Die Beweidung mit Rindern, Schafen und Ziegen prägte die Flur.
Die Wiesentäler |
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Die ersten Orschaften wurden in Senken auf den Höhenrücken des Frankenwaldes angelegt. Hier sind sie vor dem Wind geschützt und Wasser steht zur Verfügung. |
Erst später, nach der Besiedelung der Hochflächen, drangen die Menschen in die engen, bewaldeten Täler vor. Diese wurden stark durch den Nutzungsansprüche der Bewohner umgestaltet.
Das heutige Aussehen der Täler war vielerorts geprägt durch die Waldnutzung im Zuge der Flößerei. Die Flüsse und Bäche wurden oftmals zur optimalen Holzdrift begradigt und die Ufer befestigt. Um vom natürlichen Wasserstand unabhängig zu sein, wurden am Bachoberlauf Floßteiche angelegt. Viele der Anlagen sind noch heute erhalten und stellen nach der Nutzungsaufgabe ökologisch sehr wertvolle Biotope dar, so beispielsweise der nahegelegene Langenauer Floßteich.
Entlang der Floßbäche wurden die hier angelegten Talwiesen jahrhundertelang extensiv genutzt. So konnten sich interessante Lebensgemeinschaften mit vielen seltenen oder bedrohten Tier- und Pflanzenarten entwickeln. Die Wiesentäler sind beispielsweise für den Schwarzstorch ein sehr bedeutender Lebensraum für die Nahrungsaufnahme.
Heute werden zahlreiche dieser Flächen aufgrund des geringen Ertrags nicht mehr bewirtschaftet. Sie fallen brach oder werden aufgeforstet. Wertvolle Biotope gehen verloren. Diese Entwicklung führt zur einer Gefährdung bzw. Verdrängung mancher Arten.
Der Wald |
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Vom Fichenforst zum naturnahen Buchenwald. |
Die Entwicklung der Landschaft im Frankenwald war seit jeher eng an den Wald gebunden. Heute ist er mit an die 60% waldbedeckter Fläche eine der waldreichsten Gegenden Bayerns und wird nicht umsonst die „Grüne Krone Bayerns“ genannt.
Ursprünglich stockte hier ein Buchenwald mit Weißtanne und Bergahorn als häufigste Mischbaumarten. In den feuchten Bereichen wuchsen Erle und Esche.
Die heute dominierende Fichte war wahrscheinlich auf kleinste Sonderstandorte in den Hochlagen, wie einige Flecken im Tettauer Winkel, beschränkt. Zur Deckung des Holzbedarfs, sei es im privaten Bereich, zur Holzkohleherstellung in Kohlenmeilern, oder später im Bereich der Eisenhütten oder der Porzellan- und Glasindustrie, wie sie im nahegelegenen Tettau oder Kleintettau zu finden ist, wurden seit dem Mittelalter großflächige Rodungen vorgenommen. Mit der Überhand nehmenden Nutzung verschwanden nach und nach die Buchen- und Tannenwälder zu Gunsten der in Folge angepflanzten, schnellwachsenden Fichte.
Zudem erkannte man ab dem 14. Jahrhundert den wirtschaftlichen Nutzen des Holzhandels. In der sich fortan entwickelnden Flößerei erwies sich aufgrund ihrer Wüchsigkeit wiederum die Fichte als erste Wahl, zumal sich Nadelholz aufgrund des geringeren Gewichtes besser als Laubholz zum Flößen eignete. Auch die Tanne war sehr begehrt und wurde durch Übernutzung der Bestände ausgemerzt. Die noch bestehenden Buchenbestände wurden nun waldbaulich kaum mehr gefördert, aufgeforstet wurde fast nur noch mit Fichte.
Mit der Besiedelung verschwanden damit im Frankenwald die Urwälder, es entstanden ausgedehnte Fichtenforste. Heute wird der Frankenwald durch gezielte Beratung und Förderung wieder in einen naturnäheren Mischwald umgebaut.
Die Flößerei |
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"Treibende Flößer" |
Die Flößerei im Frankenwald wurde erstmals 1386 urkundlich erwähnt. Sie war hier einst eines der wichtigsten Gewerbe und wurde noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts betrieben.
Die Stämme - aufgrund des im Vergleich zu Laubholz recht geringen Gewichts vornehmlich Fichte und Tanne - wurden mit Hilfe von Schlitten oder in tiefen Schneisen, den sogenannten Lassen, von den steilen Hängen ins Tal geliefert. Hier wurden sie nach dem Behau einzeln oder mit zunehmender Breite der Gewässer zu Flößen zusammengebunden und teils bis ins ferne Amsterdam weiterbefördert.
Mit Entwicklung der Flößerei wurden viele Bäche und Flüsse zur besseren Nutzbarkeit zunehmend begradigt. Häufig verlegte man sie an den Talrand um den restlichen Talboden als Wiesen nutzen zu können.
Da ein Flößen außerhalb der frühjährlichen Hochwasserstände in den Bächen natürlicherweise nicht möglich war, und um auch die wasserärmeren Bachoberläufe beflößen zu können, wurden ab dem 16. Jahrhundert wenige Kilometer unterhalb der Quellen Wasserrückhaltebecken, die sogenannten Floßteiche, angelegt. Nun konnte über Schleusen nach und nach Wasser aus den Teichen in die Flüsse abgelassen werden, so dass der Flößereibetrieb ganzjährig gesichert war.
Die Naturlandschaft |
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Orchideenwiese am Rand des Frankenwaldes mit einem großen Bestand des Holunderknabenkrautes |
Aufgrund der Landschaftsentwicklung und der heute reich strukturierten Kulturlanschaft weist der Frankenwald einen besonderen Artenreichtum auf und bietet auch vielen seltenen Arten Lebensraum.
Von besonderer Bedeutung sind hierfür die
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Bärwurz (Meum athamanticum) Wiesenpflanze trockener Standorte mit zarten, dillähnlichen Blättern. Im Mai bis Juni gelblich-weiße Doldenblüten. Pflanze verströmt beim Zerreiben einen intensiven Geruch nach einer Mischung aus Fenchel, Kümmel und Dill. Besonders gefährdet und häufig verdrängt durch Ausbringen von Kunstdünger oder Gülle. Schutz durch extensive Nutzung. |
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Perückenflockenblume (Centaurea pseudophrygia) Violett blühende Pflanze mit breitlanzettlichen, herzförmig stengelumfassenden Blättern. Vorkommen auf frischen, nähr- stoffarmen, mäßig saueren-neutra- len humosen Böden. Blüht nach der Mahd erneut bis zu den ersten Frösten im Oktober. Hauptverbreitungsgebiet im Frankenwald; besonders gefährdet durch zu viel Düngung. |
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Arnika (Arnica montana) Bis 60 cm hohe mit Drüsenhaaren besetzte Pflanze, orange-gelbe Blüte. Vorkommen auf mageren, kurzgrasigen Rainen und unge- düngten und spät im Jahr gemähten Wiesen. Gefährdet durch Sammeln der Blütenköpfe sowie frühzeitige Mahd und Düngung der Wiesen. In früheren Zeiten wichtigstes Heilmittel der Frankenwälder bei Wunden, Entzündungen, Muskel- und Gelenkschmerzen. Gewinnt heute wieder stark an Bedeutung! |
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Braunkehlchen (Saxicola rubetra) Bewohner feuchter Wiesen und offener Landschaften. Seine Nahrung findet es in artenreichen Wiesen. Bodenbrüter, speziell in Frankenwald meist auf Brachflächen. Rückgang des Bestandes durch Intensivierung und Mechanisierung in der Landwirtschaft. Häufige Gelegzerstörung durch Mahd vor Anfang Juli. Weiterhin durch Fichtenaufforstungen und Nutzungs- aufgabe gefährdet, weil die offenen Grünflächen so verloren gehen. |
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Gerandete Jagdspinne (Dolomedes fimbriatus) Größte deutsche Spinne, läuft gewandt auf der Wasseroberfläche. Erbeutet kleinere Wasserinsekten, Kaulquappen und kleine Fische. Häufig in den feuchten Bereichen der offenen Frankenwaldtäler. Selten geworden durch Zerstörung der Feucht-Lebensräume; profitiert von der Öffnung der Fankenwald- täler. |
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Schwarzstorch (Ciconia nigra) Bewohner großer, zusammenhän- gender Wälder mit Fließgewäs- sern und freien Wiesenflächen. Hauptnahrung:Fische, Amphibien, Insekten, Kleinsäuger Seit den 80er Jahren im Franken- wald wieder verbreitet, aktuell ca. 10 Brutpaare im Frankenwald. Schutzmaßnahmen durch Sicherung störungsarmer, großflächiger Wälder als Brutgebiete, Entwicklung natur- naher Bachlandschaften sowie Er- haltung und Freistellung der Wiesentäler. |
Produkte für den Frankenwald |
Im Rahmen der Landschaftspflege entsteht eine Vielfalt an wertvollen Erzeugnissen. Sie alle werden umweltverträglich hergestellt, überzuegen durch hervorragende Qualität und werden als Spezialitäten in der Region vermarktet. Der Verbraucher leistet mit dem Kauf dieser Produkte seinen Betrag zur Pflege und Erhaltung der Kulturlandschaft Frankenwald.
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Bergwiesenheu • Gewachsen auf ungedüngten, kräuterreichen Wiesen • Hoher Rohfaseranteil durch späte Mahd, dadurch Schutz seltener Tier- und Pflanzenarten • Wertvolles, gesundes Futter; für Pferde und Rinder sehr geeignet |
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Weidefleisch • Freilandhaltung von Mai bis Oktober während der Vegetationszeit • Extensive Beweidung zur Förderung der Artenvielfalt • Hochwertige Fleischqualität durch Nutzung kräuterreicher Wiesen als Futtergrundlage |
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Holz • Förderung von naturnahen, artenreichen Mischwäldern • Schutz des Lebensraumes stark gefährdeter Tier- und Pflanzenarten z.B. Erhalt von Höhlenbäumen sowie Ruhezonen für den Schwarzstorch • Keine Belastung durch Pflanzenschutz- und Düngemittel • Hohe Festigkeit durch langsames Wachsen • Bei Freistellung oder Entbuschung anfallendes Holz sehr beliebtes, natürliches Heizmaterial |
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Frankenwaldbrot • Aus spritzmittelfrei angebautem Getreide aus der Region hergestellt • Minimierter Düngemitteleinsatz • Naturschonende Fruchtfolge • Gebacken nur mit Natursauerteig und ohne chemisch Hilfsmittel |