Startseite

Agrarlandschaft Oberfranken - Zeitgemäße Lösungen für die "Lebensgemeinschaft Rebhuhn"

Hegemaßnahmen

Es hat sich in vielen Vorgängerprojekten gezeigt, dass Biotopverbesserungen zwar stets den Kern der Artenvielfalt bilden, aber alleine oft nicht ausreichen. Besonders bodenbrütende Vogelarten werden auch durch andere Ursachen limitiert, die sich nur über Agrarumweltmaßnahmen alleine nicht beheben lassen. In enger Zusammenarbeit mit den Jägerschaften implementieren wir daher auch zusätzliche Module. Diese können nicht flächendeckend eingesetzt werden, sondern stellen eine Kontrollgruppe dar. Das heißt, nach Projektende vergleichen wir, ob Gebiete mit und ohne Zusatzmaßnahmen eine unterschiedliche Entwicklung durchgemacht haben.

  1. » Artgerechte Zufütterung
  2. » Verminderung der Prädatorendichte

Artgerechte Zufütterung, Bildbeispiel I. Foto: Dr. André Maslo

Artgerechte Zufütterung

Aufgrund von sehr positiven Ergebnissen in der großflächig bewirtschafteten Landschaft Südthüringens, die Dr. Maslo für den Verband Deutscher Falkner erzielt hat, soll in ausgewählten Revieren auch in diesem Projekt eine moderne, wildbiologisch sinnvolle Zufütterung zum Einsatz kommen.

Neu ist hierbei, dass durch ein durchdachtes Konzept sowohl Alt- als auch Junghühner profitieren - dies wurde erstmalig im Sonneberger Projekt ausführlich dokumentiert. Für die Altvögel steht Weizen in leichten und transportablen Futterbehältern zur Verfügung, was die Eizahl, den Befruchtungsgrad, die Reserven für ein Nachgelege sowie die allgemeine Fitness deutlich erhöht resp. verbessert. Für das Gesperre lag durch das Beimischen eines rein pflanzlichen, BIOLAND-zertifizierten Aufzuchtfutters die Überlebensrate der Küken in keinem der fünf bisher ausgewerteten Projektsommer unter 50-60% und entspricht damit wieder dem Wert, der vor der Chemisierung der Landwirtschaft durch Pestizideinsatz typisch war.

Praxistipps für die Rebhuhnfütterung, hier klicken...

nach oben ⇑
Steinmarder, Foto: Copyright: VDN/wiethold

Verminderung der Prädatorendichte

Zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahrzehnte legen einen Zusammenhang zwischen der Bestandszunahme opportunistischer bodengebundener Mesoprädatoren (so z.B. Rotfuchs (Vulpes vulpes), Steinmarder (Martes foina), Waschbär (Procyon lotor), Marderhund (Nyctereutes procyonoides)) und dem verringerten Bruterfolg einer Vielzahl von Bodenbrütern nahe. Ebenfalls problematisch sind hohe Dichten verwilderter und/oder unbeaufsichtigt jagender, freilaufender Hauskatzen.

Durch die Ausrottung der Tollwut und eine Vielzahl anderer Faktoren haben sich z.B. die Populationen des Rotfuchses in den letzten 25 Jahren nach verschiedenen Untersuchungen um das Drei- bis Fünffache erhöht, was für instabile Populationen von Offenland-Bodenbrütern offenbar nicht ohne Folgen bleibt. Dabei ist zu bedenken, dass viele der oben genannten Arten in der Lage sind, ihren Nahrungsbedarf fast zur Gänze über andere Quellen als mittelgroße Vögel und Säuger zu decken und kaum mehr (anders als z.B. Greifvögel und Eulen) mit ihren Beutetierbeständen korreliert sind. Auch unterliegen sie keinerlei natürlichen Regulationsmechanismen mehr.

Daher werden in einigen, speziell ausgewählten Revieren nach dem internationalen AIHTS-Zertifizierungssystem geprüfte Lebendfallen eingesetzt, die ein völlig unversehrtes Freilassen von Nicht-Zielarten und einen tierschutzkonformen Fang bei Zielarten sicherstellen. Dazu werden alle Systeme zusätzlich mit modernen elektronischen Fangmeldern ausgestattet.

Die Ergebnisse dieser Reviere geben im direkten Vergleich mit möglichst ähnlich strukturierten und aufgewerteten Gebieten ohne diese Zusatzmaßnahme wertvollen Aufschluss darüber, inwieweit sich die Reduzierung der Raubsäugerdichten vor allem auf den Bruterfolg seltener Vogelarten auswirkt.

Ebenfalls mit in den Fokus genommen werden muss hier das Schwarzwild, das zwar als omnivorer Paarhufer kein Gegenstand der oben ausgeführten Regulierungsmöglichkeiten ist, jedoch als Gelegeprädator entscheidend in Erscheinung tritt. Eine verstärkte Bejagung der Sauen in offenen, für Bodenbrüter attraktiven Agrar- und Wiesenlandschaften ist daher ein Gebot der Stunde. Landwirte, Jäger und Naturschützer verfolgen hier die gleichen Ziele.

Informationen zum belegten Zusammenhang zwischen geringem Bruterfolg bei Bodenbrütern und hohen Prädatorendichten finden Sie hier:

nach oben ⇑