Archiv – Dem Fadenmolch auf der Spur

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Gewässertypen

Die Gewässer befinden sich in oder in der Nähe von Siedlungen, welche auf den Höhenzügen des Mittelgebirges gegründet wurden. Als sehr wasserreiches Mittelgebirge besitzt der Frankenwald ein großes Potential an Lebensräumen für die genannte Art, über deren Vorkommen, wie bereits erwähnt, ein Mangel an Daten herrscht.

DORF- BZW. ANGERTEICHE

Die Existenz der sogenannten Angerteiche liegt kulturhistorisch begründet. Bei der Besiedlung der Region, welche ab dem 12. Jahrhundert vom Erzbistum Bamberg vorangetrieben wurde, legte man die Orte zuerst auf den Hochflächen an. Dabei wurde möglichst in der Nähe einer Wasserstelle gebaut. Typische Siedlungsformen waren Rundangerdörfer, speziell Radial-Waldhufendörfer. Diese wurden, wie aus dem Namen abzuleiten ist, kreisförmig um den Anger angelegt. Im Anger befand sich häufig auch eine eingefasste Quelle, welche als offene Wasserstelle angelegt war.

Abhängig von der Topografie befanden sich andere Angerteiche talabwärts unterhalb der Siedlungen. Viele dieser Teiche werden noch heute als Löschteiche genutzt oder zum Wasserrückhalt. Die Situation der Gewässer ist - bis auf wenige, um die sich durch die Bevölkerung kümmert - aus naturschutzfachlicher Sicht ist äußerst negativ. Verfüllung im Rahmen von Flurbereinigung und Dorferneuerung ließen einige Angerteiche bereits verschwinden, andere wurden aus Sicherheitsgründen überbaut. Die noch vorhandenen stellen sich vielerorts als eingefasste Betonbecken dar, welche teilweise mit Goldfischen besetzt sind. Darüber hinaus besitzen Dorfweiher und Feuerlöschteiche wie alle größeren Stillgewässer im dörflichen Siedlungsbereich eine wesentliche Bedeutung als Nahrungsbiotope für Vögel und Fledermäuse.

LÖSCHTEICHE

Wie bereits erwähnt, sind viele der Angerteiche auch als Löschteiche deklariert. Hier wird wenigsten eine Verfüllung des Gewässers ausgeschlossen, was alleine allerdings nicht als wertvoll für den Artenschutz gesehen werden kann. Vor allem die Löschteiche, die nach dem 2. Weltkrieg angelegt wurden, stellen sich heute als quadratische oder rechteckige Betonbecken dar. Durch die (ehemalige) Einleitung von Abwässern sowie Pflanzenschutz- und Düngemitteln, sind die Gewässer häufig artenarm und eutrophiert.

FISCHTEICHE

Wenngleich die Fischzucht im Frankenwald, auch unter privater Bewirtschaftung, noch oft betrieben wird, sind viele kleinere Teiche brach gefallen. Erstere zeichnen sich durch hohen Fischbesatz und dessen negative Folgen für die Amphibien- und Insektenfauna aus, letztere sind differenzierter zu betrachten. Je nach Dauer seit der Nutzungsaufgabe, sind sie entweder hochwertige Lebensräume für Amphibien, oder durch die natürliche Erosion bzw. aktive Verfüllung nur noch als Unregelmäßigkeiten im Tal zu erkennen.

KOLKE UND GUMPEN

Als die kleinsten der zu untersuchenden Gewässer sind die Kolke und Gumpen entlang der quellnahen Abschnitte der Bäche zu nennen. Als Larvenhabitat des Fadenmolches, des Feuersalamanders und sowie der gefährdeten Libellenarten Gestreifte und Zweigstreifte Quelljungfer ist es sinnvoll, dass diese Gewässerabschnitte in die Untersuchungen eingehen.

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TIERARTEN

Obgleich das Artenspektrum der Amphibien im Landkreis Kronach bekannt ist, sind die Kenntnisse über die Verbreitung v. a. für die methodisch schwer erfassbaren Arten, defizitär und die Bestandsentwicklung für diese Arten nicht einschätzbar (STMUGV, 2004). Die bei den Untersuchungen an den Gewässern erwarteten Arten sind:

Fadenmolch (LISSOTRITON HELVETICUS; SYN.: TRITURUS HELVETICUS)

Die Art ist nicht in den Roten Listen aufgeführt, dennoch wird er im Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern, Landkreis Kronach (STMUGV, 2004) als überregional bedeutsame Art aufgeführt. Gründe hierfür sind das Vorkommen der Population an der östlichen Verbreitungsgrenze der Art sowie die Tatsache, dass der Fadenmolch neben dem Spessart und Teilen der Rhön bayernweit nur im Frankenwald nachgewiesen werden konnte.

Die Anwesenheit der Art konnte erst in den 1970er Jahren im Frankenwald belegt werden. Neben Wiesengräben und Waldtümpeln nennt SCHMIDT (1986) als häufige Fundorte auch Dorfteiche. Die Nachweise konnten teils bei Artenschutzkartierungen bestätigt werden, eine konkrete Untersuchung zum Vorkommen des Fadenmolches blieb bisher aber aus. Während Schmidt (1986) bei seiner Erstkartierung noch 30 Fundorte quer über den Frankenwald nennt, gelangen seit 1999 nur noch 24 Nachweise im etwa deckungsgleichen Gebiet.

WEITERE ARTEN

Feuersalamander ( Salamandra salamandra)

Die Individuenzahlen des Feuersalamanders ist in Bayern rückläufig, mittlerweile wird die Art für Deutschland auf der Vorwarnstufe der "Roten Liste" geführt, in Bayern ist der Feuersalamander bereits im Bestand gefährdet ("Rote Liste": 3). Die Verbauung und Verschmutzung von Quellbächen, die Zerstörung von strukturreichen Laubwäldern oder die zunehmende Isolierung von Lebensräumen durch Straßen engen den Lebensraum des Feuersalamanders immer mehr ein. Die Larven sind durch die Versauerung der Gewässer bedroht. Der Feuersalamander besiedelt in erster Linie Laubwälder, besonders Buchenwälder sowie Waldrandregionen und meidet Nadelforste (KLEWEN, 1985).

Laut Arten- und Biotopschutzprogramm für den Landkreis Kronach (STMUGV, 2004) wurde „die Art [...] zwischen 1970 und 1990 an 13 Stellen mehr oder weniger im ganzen Landkreis gefunden. Bei der Nachkartierung in den Gebieten gelangen keine Nachweise an insgesamt 21 überprüften Quelltöpfen, Bachläufen und Waldtümpeln. Methodische Gründe sind allerdings nicht ganz auszuschließen, denn Laichgewässer sind nicht bekannt, so dass keine gezielte Kontrolle des Laichbestandes möglich ist und Funde mehr auf Zufallsbeobachtungen beruhen als bei anderen Arten.“ Beruft man sich auf die Aussagen von Forst und interessierten Bürgern, ist die Art im Frankenwald noch vorhanden. Es wird vermutet, dass während der Untersuchungen der Gewässer auch einige Larven oder adulte Tiere gefunden werden.

Grasfrosch (Rana temporaria)

Bergmolch (Ichthyosaura alpestris)

Teichmolch (Lissotriton vulgaris)

Erdkröte (Bufo bufo)

Die Vorkommen dieser Amphibienarten sind im Frankenwald gut dokumentiert. Obgleich auch hier Rückgänge zu verzeichnen sind, können die Bestände als stabil angesehen werden. Aufgrund der Habitatansprüche der Arten ist davon auszugehen, dass bei den Untersuchungen auch diese Arten gefunden werden. Die Ergebnisse fließen in die Biotopkartierung ein.

Gestreifte und Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster Boltonii, C. bidentata)

Aufgrund der Lebensraumansprüche der beiden Quelljungferarten ist davon auszugehen, dass im Zuge der Kartierung auch Larven oder Imagines der Libellen gefunden werden. Da beide Arten in den Roten Listen (C. bidentat: RL B und D: 2, C boltonii: RL B und D: 3) aufgeführt sind und auch hier aktuelle Kartierungen nicht vorliegen, sind sie ebenfalls zu berücksichtigen. Die gestreifte Quelljungfer hat im Frankenwald einen bayernweiten Verbreitungsschwerpunkt.

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METHODIK

AUSWAHL DER ZU UNTERSUCHENDEN GEWÄSSER

Untersucht werden Gewässer im direkten Umfeld von Siedlungen in einem Radius von 100 bis 200 Meter. Hier ist der größte anthropogene Einfluss zu erwarten. Es werden mindestens 15 Klein- und Stillgewässer untersucht, wobei der Focus auf Teichen liegt, in welchen bereits Fadenmolche in der Vergangenheit nachgewiesen wurden sowie Teiche in deren Nähe.

DATENERHEBUNG I

...ZUM VORKOMMEN VON FADENMOLCH UND WEITERER AMPHIBIEN
Die Erfassung der Arten findet mittels Fang statt. Hierbei muss eine Genehmigung durch die Untere Naturschutzbehörde gewährleistet sein. Die zu erhebenden Daten entsprechen den Meldebögen des Landesamtes für Umweltschutz und werden an dieses weitergeleitet. Aufgrund der eingeschränkten finanziellen Mittel ist lediglich eine quantitative Suche, also Artnachweise, möglich.

DATENERHEBUNG II

...ZUM ZUSTAND VORHANDENER, ORTSNAHER KLEIN- UND STILLGEWÄSSER UNTER NATURSCHUTZFACHLICHEN UND ARTBEZOGENEN GESICHTSPUNKTEN
Bezogen auf das jeweilige Biotop werden neben der Vegetation (z. B. Arten, Deckung) auch der Zustand der Ufer (Verbauungen, Verlandungszonen, Bewuchs) und die abgrenzende Wirkung etwaiger Infrastruktur (Straßen, Radwege) und anderer baulicher Einrichtungen (Mauern, Häuser) mit Barrierewirkung untersucht.

BEWERTUNG DER UNTERSUCHTEN GEWÄSSER

Die gesammelten Daten werden tabellarisch aufbereitet. Im Bezug auf die Lebensraumansprüche der Arten und die gewonnenen Ergebnisse werden die Gewässer einzeln bewertet (Hoher Wert = gute Habitatstrukturen vorhanden, niedriger Wert = schlechte Habitatstrukturen vorhanden) und in Prioritätenkategorien eingeteilt.

ERARBEITUNG EINER BEWERTUNGSBEZOGEN PRIORITÄTENLISTE

Je nach Zustand des Gewässers und des Vorkommens von Arten, wird diesem eine Prioritätenkategorie zugeordnet. Für spätere Maßnahmen der Landschaftspflege werden diese dafür genutzt um Pflegemaßnahmen gezielt auf bestimmte Gewässer zu richten.

ERARBEITUNG VON STANDORTSPEZIFISCHEN EMPFEHLUNGEN

...ZU PFLEGE- UND ENTWICKLUNGSMAßNAHMEN
Bereits im Vorfeld gilt es als sicher, dass sich der Zustand der zu untersuchenden Gewässer - abhängig von biotischen und abiotischen Faktoren - unterschiedlich gestaltet. Auch die Lebensraumansprüche der o. g. Arten sind zwar ähnlich, aber nicht kongruent. Daher ist es nötig individuelle Lösungen für eine etwaige Verbesserung des jeweiligen Gewässers zu erarbeiten. Aufgrund der gesammelten Daten und der Erarbeitung von Kriterien, welche die Notwendigkeit von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen kategorisieren, soll es möglich sein, diese standort- und artspezifisch anzuwenden.

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Ausblick

Die Untersuchungen an ortsnahen Gewässern werden von der Öffentlichkeit eher wahrgenommen, als beispielsweise solche, welche - oft völlig unbemerkt - in Waldgebieten stattfinden. Diese Möglichkeit muss genutzt werden, um die Notwendigkeit von Natur- und Artenschutz der Öffentlichkeit nahe zu bringen.

Dies ist zum einen mittels eines Faltblattes und Einbindung der Projektdarstellung auf dieser Internetseite geschehen. Zum anderen wurden Projekttage unter dem Motto: „Leben am Teich“ , welche Vorträge und Aktionen mit Kindern und Erwachseneninitiiert. Hierbei wurde sowohl die Flora und Fauna am und im Gewässer dargestellt, als auch deren ökologische Ansprüche und die Beziehungen innerhalb der Biozönose.

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